DRK WOLGA 2004
Mit dem Kulturschiff auf Kurs zu russischen Partnern
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Folgende Städte werden nach der Abfahrt aus Moskau auf der Wolga angesteuert:
Uglitsch
ca. 40.000 Ew.
Die Kleinstadt liegt 280 km nördlich von Moskau und wird den Mitreisenden nach der Millionenmetropole Moskau einen ersten kontrastreichen Eindruck einer kleinen Gemeinde in ländlicher Umgebung ermöglichen.
Sie gehört zu den Städten des Goldenen Rings, welche sich um Moskau erstrecken und dessen Schutz dienten und war im 15. Jahrhundert ein bedeutendes Handelszentrum. Uglitsch ist mit der russischen Geschichte besonders durch den ungeklärten Tod des jüngsten Sohnes von Zar Iwan dem Schrecklichen verbunden, der nach dem Tod seines Vaters hier in der Verbannung lebte. Die Umstände seines Todes führten zu Aufständen, die blutig unterdrückt wurden.
In Uglitsch ist nur ein kurzer Aufenthalt von fünf Stunden geplant, allerdings mit einer kurzen Besichtigung des Kreml und einem ersten Konzert im Kulturpalast des berühmten Tschaika-Uhrenwerks.
Uglitsch hat seit 1995 eine offizielle Städtepartnerschaft mit Idstein in Hessen.
Jaroslawl
ca. 600.000 Ew.
Von Fürst Jaroslawl dem Weisen schon um 1010 gegründet, gehört sie zu den ältesten Städten Russlands und war eines der wichtigsten Handelszentren des Landes. Auch Jaroslawl liegt am Goldenen Ring und besticht durch das historische Ensemble am Wolga-Ufer.
Wirtschaft: Maschinenbau, Schiffbau, Eletrotechnik, chemische und erdölverarbeitende Industrie, Reifen, Kautschuk, Industrieruß, Baumaterialien, Leicht- und Textilindustrie, Schuhe, Lebensmittelindustrie.
Kultur: Drei Theater, eine Philharmonie, Zirkus, diverse Museen
Für den anderthalbtage langen Aufenthalt sind Stadtbesichtigungen mit dem berühmten Erlöserkloster und dem Kunstmuseum, ein Empfang bei der Stadt, ein Gala-Konzert und Besuche bei russischen Familien geplant. Im Deutsch-Russischen Begegnungszentrum könnte eine öffentliche Podiumsdiskussion zu „Zivilgesellschaft, Bürger, Staat und Interessengruppen” veranstaltet werden.
Für den folgenden Vormittag sind parallel Besichtigungen von Betrieben und/oder Institutionen und ein Ausflug zur Gedenkstätte des Dichters Nekrassow in Karabicha mit Lesung und Konzert geplant.
Jaroslawl hat seit 1988 eine offizielle Städtepartnerschaft mit Kassel und pflegt städtepartnerschaftliche Verbindungen zu Hanau.
In Jaroslawl gibt es ein deutsch-russisches Begegnungszentrum unter Leitung des Rektors der Internationalen Universität für Business und neue Technologien, Herrn W.Iwanow und der Leiterin des Deutsch-Zentrums Frau S.Potapowa und ein Kooperationsbüro des Landes Hessen und des Oblast Jaroslawl (Leitung Frau G.Petrischtschenko.)
Kostroma
ca. 300.000 Ew.
Kostroma ist Hauptstadt des gleichnamigen Gebietes (Oblast), das auf über 600.000 qkm ca. 800.000 Einwohner aufweist und durch riesige Waldgebiete und eine vorwiegend landwirtschaftliche Struktur gekennzeichnet ist. Die Stadt liegt 350 km nordöstlich von Moskau und ist Teil der Städte der touristischen Route Goldener Ring.
Kostroma wurde im Jahre 1152 vom Susdaler Fürsten gegründet und ab dem 13. Jahrhundert Zentrum eines selbständigen Fürstentums. Durch Anschluß an das Moskauer Fürstentum wurde die Stadt eine Festung des russischen Staates an der Wolga. Es entstand ein von Gräben umgebener Kreml aus Eichenholz. Handwerk und Handel siedelten sich an und Mitte des 17. Jahrhunderts war Kostroma nach Moskau und Jaroslawl die drittbedeutendste Stadt Russands. Viele berühmte russische Baumeister und Maler errichteten und bemalten Gotteshäuser, die eine Besichtigung der Stadt sehr lohnenswert machen. Im 18. Jahrhundert wurde Kostroma zur Gouvernementsstadt und in diesem Zuge wurde eine Umgestaltung der Stadt vorgenommen. Es entstand eine fächerförmige Anlage, deren Strassen strahlenförmig auf den Hauptplatz der Stadt zulaufen, welcher wiederum der Wolga zugewandt ist. Heute steht dort ein rund 20 Meter hohes Denkmal von Lenin, „welcher den Menschen den rechten Weg weist”.
Heute ist es eine Stadt im Umbruch. NRW hat vor 10 Jahren ein großes Aus- und Weiterbildungszentrum eingerichtet und unterhält in der Stadt ein Kooperationsbüro.
Kostroma ist seit kurzem durch die Arbeit eines Partnerschaftsvereins mit Aachen verbunden. Im Sommer dieses Jahres wird die offizielle Städtepartnerschaft vertraglich begründet .
In Kostroma werden Konzerte in der Stadt veranstaltet, Gespräche in kommunalen Einrichtungen geführt und der Besuch des berühmten Ipatiev-Klosters organisiert.
Nishni Nowgorod
ca 1.300.000 Ew.
Die drittgrößte Stadt des europäischen Teils Russlands liegt ca. 400 km östlich von Moskau an der Mündung der Oka in die Wolga. Sie war bedeutender Handels- und Messeplatz und hieß von 1932-1991 Gorki, zu Ehren des russischen Schriftstellers. Seit den 30iger Jahren war sie „geschlossene Stadt”. U.a. wegen der großen Rüstungsbetriebe war der Aufenthalt für Ausländer bis in die 90iger Jahre verboten. Die Umstrukturierung der großen Industriebetriebe stellt heute eine schwierige Herausforderung dar. Dennoch gehört Nischni Nowgorod zu den leistungsfähigsten Regionen Russlands.
Ihren Namen Nischni Nowgorod, was übersetzt "untere Neustadt" bedeutet, erhielt die Stadt im 14. Jahrhundert, zur Unterscheidung vom damals großen, alten Nowgorod. Schon in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts existierte hier ein unabhängiges Fürstentum von Nischni. Nowgorod-Susdal, das vorübergehend sogar einen Anspruch auf die führende Stellung in nordost-russischen Landen besaß. Bereits um 1392 allerdings wurde das Fürstentum an Moskau angegliedert, und Nischni Nowgorod wurde zum östlichen Bollwerk im Kampf gegen das Khanat von Kasan. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert, nach dem Fall von Kasan und der russischen Expansion nach Osten, stieg Nischni Nowgorod zu einem der größten Handelszentren des Landes auf. Die größte Rolle in der Geschichte des Landes spielte Nischni Nowgorod allerdings im 17. Jahrhundert, in der sogenannten Smuta, der Zeit der Wirren. Denn hier wurde unter der Führung von Minin und Poscharski der erfolgreiche Volksaufstand gegen die polnischen Besatzer Moskaus organisiert.
Nischni Nowgorod besitzt eine vorteilhafte geographische Lage an der Kreuzung der Wasser - Verkehrsader Wolga mit den Ost-West-Verkehrsmagistralen, die Zentralrussland mit dem Ural, Sibirien und Fernost verbinden. Diese Lage begründete 1817 die Verlegung der bekannten Makarjever Jahresmesse nach Nischni Nowgorod, die der Stadt seitdem zusätzlichen Wohlstand und den Ruhm als „Geldbeutel Russlands” bescherte. Formell nicht zum industriellen Gürtel Russlands zählend, wurde Nischni Nowgorod dennoch immer als Gegengewicht zu Moskau betrachtet. Im 19. Jahrundert planten die Dekabristen, die Hauptstadt hierher zu verlegen.
In Nischni Nowgorod selbst ist der Kreml eine der größten und besterhaltensten altertümlichen Verteidigungskonstruktionen des Landes. Außerdem sind in der Stadt viele Kulturdenkmäler aus dem 17. und dem 18. Jahrhundert erhalten: die Erzengel-Kathedrale auf dem Territorium des Kremls, das Verkündigungs- (Blagoveschenski) und das Höhlen (Petscherski) Kloster, zahlreiche Kirchen und viele andere historisch-architektonische Attraktionen.
Mit Essen gibt es seit 1991 eine offizielle Städtepartnerschaft mit umfangreichen Aktivitäten der Partnerschaftsvereine. NRW hat mit der Region eine offizielle Partnerschaft und unterhält in der Stadt ein Kooperationsbüro.
Tscheboksary
ca. 456.000 Ew.
Die Hauptstadt von Tschuwaschien liegt 650 km östlich von Moskau auf dem bergigen rechten Wolgaufer. Die etwa 1,7 Mio Tschuwaschen sind ein mehrheitlich russisch-orthodoxes, teilweise auch animistisches Turkvolk. Die Hälfte der Tschuwaschen lebt in der Republik. Tscheboksary ist seit dem 15. Jahrhundert als Siedlung bezeugt, seit 1555 – eine Festung des Moskauer Staates, von den Strelizen besiedelt. Im 17. und 18. Jahrhunderts war es eine bekannte Handelsstadt (Salz, Brot, Pelz, Leder, Honig usw.). Aus diesen Zeiten sind das Troitzki Kloster, die Wwedenski Kathedrale, die Auferstehungskirche u.a. erhalten geblieben.
Heute ist Tscheboksary ein Industrie-, Wissenschaft- und Kulturzentrum Tschuwaschiens. Hauptindustriezweige sind der Maschinenbau-, die Leicht-, Nahrungsmittel-, Holz- und metallverarbeitende Industrie und das Wasserkraftwerk. Die Universität, Hochschulen, Akademien, und viele Forschungsinstitute kennzeichnen das bildungs-wissenschaftliche Potenzial der Stadt. Zu kulturellen Einrichtungen von Tscheboksary gehören zahlreiche Theater, eine Philharmonie und viele Museen. Hier wurde der berühmte Held des Bürgerkrieges Wassilij Tschapajew geboren, sein Denkmal wurde 1960 errichtet. Andere berühmte Söhne Tschuwaschien sind der demokratische Dichter Iwanow und der tschuwaschische Aufklärer Jakowlew.
Kasan
ca. 1.100.000 Ew.
Kasan, die Hauptstadt der Autonomen Republik Tatarstan, wurde als erste nichtrussische Stadt von Zar Iwan dem Schrecklichen dem russischen Reich einverleibt und steht damit gewissermaßen am Anfang der Tradition des russischen Vielvölkerstaates und seinem Verhältnis zu nichtrussischen Minderheiten. Knapp die Hälfte der Einwohner sind Tataren, ca. 40% Russen. Tatarstan gilt als eine weitgehend unabhängige islamische Republik mitten in Russland, rund 800 km entfernt von Moskau.
Der erste Staat, das Reich der Wolga-Bulgaren entstand um das Jahr 900 n. Chr. Im Jahre 922 wurde der Islam zur Staatsreligion. Im 13. Jahrhundert wurde Wolga-Bulgarien Teil des Reiches von Dschingis-Khan, später Teil der Goldenen Horde. Nach deren Zerfall entstand hier ein neuer Feudalstaat - das Khanat Kasan. Nach der Eroberung Kasans im Jahr 1552 durch die Moskowiter wurde das Khanat Kasan an das Russische Reich angegliedert. 1920 wurde die Tatarische ASSR gegründet, die nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 als Autonome Republik Tatarstan weiterbesteht. Das Ende des 20. Jahrhunderts eröffnete neue Möglichkeiten für die staatliche Entwicklung Tatarstans. Im Jahre 1994 wurde ein Abkommen zwischen der Russischen Föderation und der Republik Tatarstan über die Abgrenzung der Kompetenzen zwischen den Staatsorganen der beiden Subjekte unterschrieben, das bis heute zusammen mit den beiden Verfassungen eine rechtliche Basis für das bekannte russisch-tatarische Verhältnismodell ist.
In der Stadt gibt es 23 Moscheen und 16 russisch-orthodoxe Kirchen. Hier wird deutlich, dass die geistlich- kulturelle Tradition in Russland nicht unbedingt christlich geprägt sein muß. Durch Erdölförderung und Erdgasvorkommen gehört Tatarstan zu den reichsten Regionen des Landes.
In Kasan gibt es mehrere Meisterwerke der Architektur, islamische Moscheen und Minarette, wunderschöne orthodoxe Kirchen und Kathedralen, Denkmäler tatarischer, russischer und der Weltkultur. Hier ist der berühmte „Fallende Turm”, benannt nach der Zarin Sjujumbike, zu besichtigen.
In Kasan sind Diskussionsforen zu Themen wie „Tatarstan-Chancen und Probleme eines multiethnischen Staates” und „Russlands Fenster nach Asien” geplant.
Konzerte, Aufführungen, Tanz, Musik und Poesie sollen gezeigt werden und Besuche des Kasaner Kreml, der berühmten Universität an der u.a. Tolstoj und Lenin studierten, der Gedenkstätten für Gorkij und Schaljapin stehen mit auf dem Programm.
Simbirsk (Uljanowsk)
ca. 700.000 Ew.
Die Stadt wurde 1648 gegründet und hieß ursprünglich Simbirsk, wurde jedoch 1924 nach Vladimir Ilitsch Uljanow (Lenin) umbenannt, der hier 1870 geboren wurde. Viele Jahrzehnte war das Leben in Uljanowsk und die Entwicklung eng verbunden mit der bekannten Persönlichkeit des Führers der Oktoberrevolution. Das Lenin-Museum existiert weiter.
Die kulturellen Traditionen der Region haben tiefe Wurzeln. Das Simbirsker Land hat der Welt berühmte Leute geschenkt: Staatsmänner, Dichter, Künstler und Schriftsteller. Hier wurde der große russische Schriftsteller Iwan Goncharow geboren und hier wuchs er auf. In der Stadt gibt es einige Denkmäler für den Schriftsteller. Das interessanteste von ihnen ist das Memorial an der steilen Küste der Wolga, neben dem Palast des Buches. Es wurde aus Anlass des hundertsten Geburtstages von I. Goncharow im Jahre 1916 errichtet. Jetzt richten sich hier zwei Museen ein: das heimatkundliche und das künstlerische, die seit mehr als hundert Jahren in der Stadt existieren.
Hier lebten und arbeiteten der Autor der „Geschichte des Russischen Staates” Nikolaj Karamsin, der Dichter Nikolaj Jazikov, der Schöpfer des bekannten Liedes über die Wolga Dmitrij Sadovnikov, sein Kollege Dmitrij Minaev. In der Nähe von Simbirsk lebten und arbeiteten Denis Davidov und Nikolaj Ogarev.
Hier lebte und arbeitete viele Jahre lang der Gegenwartskünstler A. Plastov. In Simbirsk war eines der ersten Theater Russlands und eine der ersten Bibliotheken der Mittleren Wolga wurde hier eröffnet.
In Simbirsk ist fünfstündiger Kurzaufenthalt, Stadtbesichtigung mit Besuch des Gontscharow- Museums und des Lenin-Memorials.
Samara
ca. 1.300.000 Ew.
Das regionale Zentrum, die Stadt Samara, die in der Sowjetzeit Kujbyschev hieß, wurde im Jahre 1586 nach einem Erlaß des Zaren Fjodor Ioannowitsch als Festung gegründet und sollte die zerstörerischen Aktivitäten der Steppen-Nomaden an Russlands Südgrenzen entgegenwirken. Ursprünglich auf dem rechten Wolga-Ufer gelegen, expandierte die Stadt im Laufe ihres Wachstums auch auf das linke Ufer. Im Jahr 1670 war Samara Mittelpunkt des Geschehens um die aufständischen Bauern und Kosaken unter Stenka Razin, die von Zarentruppen niedergeschlagen wurden. Im Laufe des 18. und 19. Jahrhundert wuchs die Stadt, die an Kreuzungen zahlreicher Handelswege zu Land und zu Wasser liegt, schnell und gewann an Bedeutung. Über Samara wurde ein Großteil des Handels mit dem Orient und Zentralasien abgewickelt. Im Jahr 1914 wurde die erste Straßenbahn gebaut.
In den 30er Jahren erfuhr die Region einen kräftigen industriellen Impuls. Eine besondere politische und strategische Bedeutung bekam die Stadt, als in den ersten Tagen nach dem Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion viele Regierungsorgane aus Moskau hierher evakuiert wurden.
Für Stalin wurde in Samara eigens ein unterirdischer Bunker mit einem Arbeitskabinett in 37 Meter Tiefe gebaut. Heute ist der Bunker ein Museum. Neben den Regierungsorganen wurde auch eine Reihe von großen Fabriken nach Samara verlegt, die für Materialnachschub an die Front sorgten. Kriegsgerät, wie beispielsweise zehntausende Il-2-Kampfflugzeuge sowie Munition wurden in Samara hergestellt.
Heute ist die Region industriell und verkehrstechnisch von großer Bedeutung, durch sie gehen zahlreiche Pipelines, sowie Eisenbahn- und Automagistralen. In Togliatti liegt eines der größten Autowerken des Landes: WAZ (Wolschsky Auto-Zawod), Produzent der Ladas und größter Arbeitgeber in der Region. Die Stadt Samara verfügt über zahlreiche Theater, darunter das akademische Theater der Oper und des Balletts, eines der größten in Russland. Die Samaraer Oper ist ein Theater mit großen künstlerischen Traditionen. Die Stadt beheimatet mehrere Universitäten, Forschungsinstitute, Banken usw.
Städtepartnerschaft mit Stuttgart, Landespartnerschaft mit NRW, das ein Kooperationsbüro in Samara unterhält. Deutsche Kirche und Gemeinde.
Saratow/Engels
ca. 1.000.000 Ew.
Saratow wurde im Jahr 1590 als Festung gegründet. Der Name Saratow stammt aus dem tatarischem Wort „sary-tau” und bedeutet ins deutsche übersetzt „gelber Berg”.
Die Geschichte der Stadt steht in enger Verbindung mit der russischen Geschichte, den Bauernkriegen (1670 und 1774), sowie dem Französisch-Russischen Krieg (1812).
Im Jahre 1763 erließ die Zarin Katharina II. ein Manifest, in dem Ausländer aufgefordert wurden, sich in den Grenzen des Russischen Reiches niederzulassen. Dem überaus größten Teil der 40.000 Siedler, überwiegend Deutsche wurde Land in Kolonien in der Umgebung von Saratow zugewiesen.
Saratow erlebte bald nach der Ansiedlung der Deutschen einen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung, an dem die deutschen Siedler einen wesentlichen Anteil hatten. Die Hauptstraße, in der sich viele mehrstöckige deutsche Bauten, Wohnungen, Geschäfte und Handelshäuser aneinanderreihten, hieß zu Recht „Niemetzkaja” (Deutsche Strasse). Die Sowjets hatten die Straße in „Kirow-Straße” umbenannt, heute heißt sie im Untertitel „Bywschaja (ehemalige) Niemetzkaja”.
Die Blütezeit der Stadt war während des russischen Silberzeitalters (Ende des 19. Jahrhunderts bis 1914). Nach Moskau, St. Petersburg und Odessa war Saratow damals die viertgrößte Stadt in Russland.
Zu den Sehenswürdigkeiten der architektonisch reizvollen Innenstadt zählen das Konservatorium, mehrere alte russische Kirchen und eine mächtige Wolgabrücke.

Engels ist eine Stadt an der Wolga direkt gegenüber der größeren Stadt Saratow.
Bis zur Gründung der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (ASSR) der Wolgadeutschen im Jahre 1924 hieß die Stadt Pokrovsk. In der Stadt herrscht ein russisch-südländisches Flair mit Bauten aus dem 19. Jahrhundert in der Innenstadt. Sie ist durch eine drei Kilometer lange Brücke mit Saratow verbunden und in ihrem Zentrum befindet sich ein Friedrich-Engels-Denkmal.

Wolgograd
ca. 1.000.000 Ew.
Wolgograd wurde 1589 gegründet. Diese Festung schützte Russland vor den Nomaden aus dem Süden. Die ursprüngliche Bezeichnung der Stadt ist Zarizyn, aus dem Tatarischen „sary tschin” (gelber Sand) abgeleitet. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Zarizyn zu einem wichtigen Handelszentrum, vor allem als Zentrum der Ölförderung aus Baku. Im Bürgerkrieg gab es hier starke Kämpfe, denn die Stadt befand sich an der Kreuzung der Transportwege von Lebensmitteln vom Süden des Landes nach Moskau und Petrograd. 1925 wurde es in Stalingrad (Stalinstadt) umbenannt. Nach den Schrecken des stalinistischen Terrors wurde die Stadt 1961 im Zuge der Entstalinisierung in Wolgograd umbenannt. Wolgograd liegt im Süden der Russischen Föderation, rund 400 km nördlich der Mündung der Wolga ins Kaspische Meer. Die Stadt erstreckt sich über mehr als 70 km am rechten Ufer der Wolga in einer Breite von etwa 10 km. Hier ist das administrative und wirtschaftliche Zentrum der unteren Wolga, ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt.
Durch die Schlacht um Stalingrad, dem Wendepunkt des Zweiten Weltkrieges im Winter 1942/43, ging Wolgograd in die Geschichte ein. Die Stadt war für Hitler von großer strategischer Bedeutung, da sie die Kontrolle über die Schifffahrt auf der Wolga bedeutete, mit der der Roten Armee große Teile des Nachschubs abgeschnitten worden wären. Der deutschen Wehrmacht standen 16 sowjetische Divisionen gegenüber. Nach mehr als zwei Monaten der wohl verbittertsten Schlacht des Zweiten Weltkriegs wurde die 6. deutsche Armee unter General Paulus eingekesselt und gefangengenommen. Die Schlacht von Stalingrad kennzeichnete den Wendepunkt, nicht nur des Unternehmens Barbarossa, sondern des ganzen Zweiten Weltkriegs und gab vielen Völkern Europas zum ersten Mal Hoffnung. Nach dem Krieg wurde mit dem Aufbau der vollständig zerstörten Stadt begonnen. Wolgograd hat einen großen Binnenhafen und ist ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt. Von hier aus gehen strahlenförmig Eisenbahnen und Automagistralen in alle Himmelsrichtungen. Im Westen liegt ein internationaler Flughafen. Die Stadt ist heute ein großes industrielles Zentrum, die wichtigsten Industriezweige sind Maschinenbau, Schwarz- und Buntmetallverarbeitung, chemische und petrochemische Industrie, Holz- und Nahrungsmittelindustrie. Darüberhinaus ist die Region Wolgograd ein mächtiger Energieproduzent mit zahlreichen Wasser- und Gaskraftwerken.
Mehrere Universitäten und Akademien, sowie über 20 Forschungsinstitute kennzeichnen das bildungs-wissenschaftliche Potenzial der Stadt. Zu den kulturellen Einrichungen Wolgograds gehören zahlreiche Theater, eine Philharmonie, ein Zirkus, ein Planetarium und viele Museen, von denen das Panorama-Museum „Schlacht um Stalingrad” besonders erwähnenswert ist. Ein historischer Ort und die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt ist der Mamai-Hügel (Mamaev Kurgan) mit dem riesigen der Schlacht von Stalingrad gewidmeten Mutterheimat-Monument, das 85 Meter hoch in den Himmel ragt und somit die größste Statue der Welt ist.
Seit 28. November 1998 Partnerstadt der Stadt Köln.
Nikolskoje
Das Dorf Nikolskoje liegt auf dem rechten Ufer der Wolga. Die gesamte Bevölkerung beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Obst- und Gemüseanbau auf eigenen Grundstücken und mit Fischerei. Hier befindet sich der preiswerteste Markt für Fisch und Landesprodukte auf der Wolga. Deshalb machen viele Schiffe hier gern einen Halt.
Astrachan
ca. 500.000 Ew.
Die ersten geschichtlichen Erwähnungen der Stadt Astrachan gehen auf das 13. Jahrhundert zurück, als unter den tatarischen Siedlungen eine gewisse Siedlung Aschtarchan am rechten Wolgaufer erwähnt wurde. Im Schnittpunkt wichtiger Karawanen- und Wasserstraßen verwandelte sich die Stadt der Goldenen Horde (deren Hauptstadt Sarai-Batu ebenfalls in der heutigen Region Astrachan lag und deren Ruinen heute besucht werden können) rasch in eine große Handelsstadt. Zwischen 1459 und 1553 war sie die Hauptstadt eines unabhängigen Astrachaner Khanats. Um der Unterwerfung unter das Krimtatarische Khanat zu entgehen, näherte sich Astrachan Russland an und schloss mit ihm 1553 einen Unionsvertrag ab. 1557 wurde Astrachan endgültig Russland angeschlossen. Unter den Russen wurde die Stadt ausgebaut. Am Ufer der Wolga wurde ein steinerner Kreml mit acht Türmen und mehreren Kathedralen errichtet. 1670 wurde die Stadt von aufständischen Kosaken unter der Führung von Stepan Razin eingenommen und über ein Jahr lang gehalten. 1717 wurde nach einem Erlaß Peters des Großen das Gouvernement Astrachan gebildet (zuvor war Astrachan Teil des Gouvernement Kasan).
Im Laufe von vier Jahrhunderten war Astrachan das Fischerei-Zentrum Russlands. Stör, Sterlet, Beluga und Kaviar sind zu ihrer Visitenkarte geworden. Astrachan gilt als Hauptstadt der kaspischen Fischer. Hier werden Fische nicht nur gefangen, sondern auch qualitativ verarbeitet. Ein Großteil der regionalen Industrie ist auf Fischverarbeitung spezialisiert. Die Stadt ist ein wichtiges Industrie- und Kulturzentrum, bedeutender Warenumschlagplatz und Russlands wichtiger Handelsstützpunkt in iranischer Richtung. Hauptindustriezweige sind Schiffsbau, Leicht-, Nahrungsmittel-, Maschinenbau- und metallverarbeitende Industrie. Der Hafen von Astrachan ist nach seiner Größe und dem Umfang der umgeschlagenen Waren der zweitgrößte Hafen Russlands. Die Region Astrachan gehört zu den sich am stärksten entwickelnden Regionen des Landes. Die reichen Öl- und Gasressourcen, die in der Region vorhanden sind, und von denen immer mehr entdeckt werden, dürften dieses Wachstum weiter stärken.
Historische Turbulenzen und Moden haben Spuren in der Astrachaner Architektur hinterlassen. Man findet Gotik, Renaissance, Klassizismus, maurische und russische Architekturstile, die Astrachan einen einzigartigen Flair verleihen. Im 19. Jahrhundert war Astrachan eine reiche Handelsstadt und bestand aus prächtigen Kaufmannshäusern, die bis heute größtenteils erhalten sind. Zu erwähnen wäre das markante Gebäude der ehemaligen Azov-Don-Bank, die Wladimir-Kathedrale, das ehemalige Hauptquartier des Astrachaner Kosakenheeres, der Turm des Spaso-Preobraschensky-Klosters. Dadurch, dass die Stadt im Wolga-Delta liegt und viele Flußarme durch sie hindurchgehen, ist sie von vielen Brücken gekennzeichnet.
Ihrem berühmtesten Sohn, Boris Kustodiew (1878 – 1927), widmete die Stadt ihr sehenswertestes Kunstmuseum. Auf den Inseln der von Lotus-Blumen dominierten Wolga-Delta liegt der Staatliche Astrachaner Nationalpark, der zahlreiche seltene Arten beherbergt.
Moskau
GUM